Vytautas Jurgutis (1908-1993) erhielt seine Ausbildung als Jurist an der Vytautas-Magnus-Universität in Kaunas (1933) und war Dozent an dieser Universität. Im Jahr 1940 zog er nach Vilnius um, wo er Professor an der Universität Vilnius und Mitglied des Senats war. Im Jahr 1945 wurde V. Jurgutis festgenommen und der antisowjetischen Tätigkeit beschuldigt; er war 10 Jahre im Gefängnis und im Lager eingesperrt. Als er aus der Verschleppung zurückkam, konnte er seine frühere berufliche Tätigkeit nicht fortsetzen. Deshalb begann V. Jurgutis in der Litauischen Nationalbibliothek zu arbeiten. Die Gelehrsamkeit, die Kenntnis einiger Fremdsprachen und die Fertigkeiten der wissenschaftlichen Arbeit erlaubten ihm bald, sich in die Forschung der Altdrucke und der Handschriften einzuarbeiten.
Vytautas Jurgutis erkannte besonders wichtige Handschriften des neunzehnten Jahrhunderts, die in der Bibliothek aufbewahrt wurden: die Grammatik von J. Čiulda und die Sammlung der von Simonas Daukantas aufgezeichneten litauischen Volkslieder. Er veröffentlichte darüber die ersten Publikationen. 30 Jahre lang forschte er im handschriftlichen Nachlass von Simonas Daukantas und bereitete dessen Band der Folklore für den Druck vor (Vilnius, 1983). Aus dem Deutschen übersetzte V. Jurgutis Betrachtung der litauischen Sprache von Philipp Ruhig (Vilnius, 1986) und bereitete zwei Bände aus der Serie Lituanistinė biblioteka (Lituanistische Bibliothek) vor. Über 50 Artikel zur Thematik der Buchkunde und der Druckgeschichte hat er veröffentlicht. Aus dem Deutschen ins Litauische übersetzte er auch ethnographische Arbeiten deutscher Autoren (E. Gisevius, Otto Glagau, Carl Cappeller) über Litauer aus Preußen. V. Jurgutis bereitete für den Druck das Buch Lietuvininkai (Vilnius, 1970) vor.
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